Hypnose — Ein Erfahrungsbericht
Viele Klienten fragen mich vor der ersten Hypnose-Sitzung, was sie in der Trance erwartet. Bereits im Vorfeld hätten sie einiges recherchiert, könnten sich jedoch nichts unter diesem Zustand des vermeintlichen Halbschlafes vorstellen. Besonders groß ist die Angst davor, einen Kontrollverlust zu erleiden und nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein. Einer meiner Klienten beschrieb seine Erwartungen an die erste Sitzung der Hypnotherapie wie folgt:
„Ich sah mir im Internet einige Videos zum Thema Hypnose an und rechnete bei meinem ersten Termin mit einem schlafähnlichem Zustand; als würde mir die Therapeutin im Traum neue Gedanken „einpflanzen“, die künftig mein Selbstbild beeinflussen sollten.“
Hypnose hat jedoch nichts mit Schlaf zu tun. Des Weiteren kommt es nicht zu einem Kontrollverlust oder dergleichen mehr. Vielmehr befinden Sie sich in einem Zustand verstärkter Entspannung der es Ihnen ermöglicht, Ihre Probleme unter Ausschluss des bewertenden Bewusstseins neu einzuordnen. Die Aufgabe des Therapeuten besteht darin,
„die individuelle Selbsthilfe zu aktivieren. Nach einigen einleitenden Worten war mein Problem artikuliert und der Grundstein für eine Hypnotherapie gelegt. Ich legte mich auf die Couch und begann mich zu entspannen. Begleitet von leiser Musik vergaß ich schnell alles andere um mich herum und konzentrierte mich einzig auf die Worte der Therapeutin. Schrittweise ermöglichte sie mir eine noch tiefere Entspannung, bei der ich zwar die ganze Zeit bewusst in ihrem Behandlungszimmer lag, diesem Umstand jedoch mit steigender Gleichgültigkeit begegnete; es war mir schlichtweg egal und ich war zufrieden mit mir und dem Hier und Jetzt.
Nach der Tranceinduktion begannen wir mein Problem zu visualisieren. Das ist mit einem Kinobesuch vergleichbar, bei dem ich gleichzeitig Hauptdarsteller und Zuschauer bin. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich mein vergangenes Handeln aus der heutigen Sicht gesehen; aufgrund der veränderten Vorzeichen — ich bin mittlerweile wesentlich älter und gereifter — bewertete ich die problematische Situation sehr negativ, da ich heute komplett anders handeln würde. Diese Selbstverurteilung mündete in einem derart schlechten Gewissen, dass mein Alltag teilweise zur echten Belastung wurde. Nun begann ich, in diesem bewussten Zustand der Entspannung, die Situation in ihrem Kontext zu sehen und zu beurteilen: was ist damals wirklich gewesen und hatte ich — so, wie ich damals war — andere Optionen? Mit der Zeit erkannte ich, dass ich tatsächlich so gehandelt hatte, wie es mir möglich gewesen ist und dass alle Alternativen ein Ergebnis meines Heranwachsens waren, die zu diesem Zeitpunkt außerhalb meiner Möglichkeiten lagen.
Als ich das für mich erkannte, bat mich die Therapeutin um eine Einschätzung meiner Gefühle und wie diese sich mit dem Beginn der Hypnose-Sitzung verändert hatten. Die anfängliche Wut war einer Art vergebendem Mitleid gewichen; statt der mahnenden Gedanken empfand ich Mitgefühl und war das erste Mal dazu bereit, mir meine „Schuld“ zu vergeben. Dazu musste ich jedoch erst erkennen, dass es keine Frage von richtig oder falsch war, sondern der Bewertung meines Lebens — sowohl der Vergangenheit, als auch der daraus resultierenden Gegenwart und Zukunft.
Nach dieser teilweise sehr anstrengenden gedanklichen Arbeit, führte man mich schließlich aus der Trance — und damit aus dem Kopfkino — in das Behandlungszimmer, wo ich mich wie frisch geduscht fühlte. Das Öffnen meiner Augen wurde von einem angenehm kühlen Schauer begleitet und ich fühlte mich voller Tatendrang.“
Es ist festzuhalten, dass jeder Mensch Hypnose anders empfindet und dass die Ergebnisse — je nach Fragestellung — differieren können. Grundsätzlich sind die vorangegangenen Erläuterungen zur veränderten Sichtweise in Bezug auf die thematisierte Problematik stereotyp für die erfolgreiche Hypnotherapie. Die Anzahl der benötigten Sitzungen hängt von der Bereitschaft des Klienten ab, ungewollte Muster loszulassen und eine neue Denkweise zu akzeptieren. Machen Sie sich diesbezüglich keinen zusätzlichen Stress und genießen Sie die erfrischende „Gedankendusche“ nach einer Hypnose-Sitzung.
17. Oktober 2012